Beschreibung der dreyfachen, am Sonntag der Heiligesten Dryfaltigkeit, als am 5. Junii des 1746. Jahrs, eingefallenen / biß Mittwoch den 8. Ejusdem inclusive fortgesetzen, und auf das herzlichste celebrirten Solemnität.


Transkription der Festbeschreibung aus Mannsdorff, Michael: Epitome Chronicorum Alderspacensium. Oder Kurtzer Auszug Aus denen Geschichts-Büchern Des nunmehro 600. Jahr beständig unter dem Heil und befreyten Cisterzer-Orden stehenden Closters Alderspach, Stadt am Hof (Regensburg) 1746. Das autographe Druckmanuskripts dieser Festbeschreibung wird heute im Bestand des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München aufbewahrt (Kloster Aldersbach Archivalien vorl. Nr. 516).


P. Michael Freiherr von Mannstorff war Mönch im Zisterzienserkloster Aldersbach. Geboren am 21. Juni 1710 in Daxberg (Oberösterreich), Profess 29.09.1733, Ordination 18.09.1734, gestorben am 28.09.1765. Mannstorff war Administrator der Wallfahrtskirche Sammarei, Beichtvater im Frauenkloster Seligenthal (Landshut), Bibliothekar in Aldersbach und Sekretär der Ordensprovinz, in dieser Funktion auch Teilnehmer an einem Generalkapitel in Cîteaux. Seine Eltern stifteten um das Jahr 1738 die Loretokapelle in Aldersbach.

Im Jahre 1746 begingen die Zisterzienser von Aldersbach in feierlicher Weise das 600jährige Jubiläum ihres Klosters. Das Fest dauerte vier Tage. Es hatte drei Höhepunkte: Am Dreifaltigkeitssonntag (05.06.1746) empfing Aldersbachs Rokokoprälat Theobald II. Reitwinkler (reg. 1745-1779) die Abtweihe durch den Vaterabt von Aldersbach Hieronymus Held (reg. 1741-73) von Ebrach. Am darauffolgenden Tag wurden die Reliquien des hl. Valerius feierlich in einem Glasschrein auf dem Dreikönigsaltar in der Abteikirche aufgestellt. Dort sind sie heute noch zu sehen. An den nächsten beiden Tagen feierte die Klostergemeinschaft das 600jährige Jubiläum des Stiftes mit den benachbarten Pfarreien. Zu diesen Feierlichkeiten erschien die oben genannte Festschrift. Der erste Teil bietet eine Kurzgeschichte des Klosters Aldersbach, der zweite Teil beschreibt in ausführlicher Weise das viertägige Jubelfest, der dritte Teil enthält die Predigten an den vier Festtagen. Da die Beschreibung der viertägigen Festfeier in Aldersbach im Jahre 1746 ein umfassendes und stimmungsvolles Bild einer kirchlich-klösterlichen Festfeier in der Zeit des Rokoko in Niederbayern vermittelt, wird sie nachfolgend wiedergegeben.




[Vorbemerkungen]

Als Erstens: Der auf das herzlichste gehaltenen Infulation unserer glückseelig- und ruhmwürdigsten regierenden Gnädigen Herrn Herrn Abten Theobaldi.
Andertens: Der herzlich- und prächtigisten Introduction des Heiligen Leibs / des Heiligen siben-jährigen Martyrers Valerii: Und
Drittens: Des Sechshundert-jährigen Jubel-Fests / oder Sechsten Sæculi hiesig Hochlöblichen Stüffts und Closters Alderspach.

Nachdeme an dem heiligen Pfingst-Sonntag, als den 29. May, der von Ihro Päbstlichen Heiligkeit Benedicto XIV. erhaltene viertägige Gnaden-Schatz, oder vollkommene Ablaß, nicht nur bei St. Peter, als hiesigen Closter-Pfarr, sondern auch in denen herumliegenden Pfarren, von der Cantzel dem Volck vorgetragen, auch zu Gewinnung ermeldter Indulgenzien der 5. 6. 7. und 8. Junii, als die ausgesteckte Täge vorhabender Solemnität bestimmet worden, hat man nicht ermanglet, die mit schönen Altären und anderem Ornat schon vorhin bestgeziehrte Closter-Kirch auf bevorstehende Solemnität, mit einem gantz neu beygeschafften Goldreichen Ornat, wie auch mit neuem, auf Marmor-Art von Stucador-Arbeit künstlich aufgerichteten Antependiis, nach Möglichkeit herauszuschmucken; wie dann auch nicht nur der ohne das sehr prächtige Chor-Altar mit allen silbernen Leuchteren, Brust-Bilderen, und anderen Silber-Ornat: sondern auch alle übrige Altär mit kunstreich gestickten oder kostbar-gefasten hl. Reliquien auf das schönste geziehret, und aufgeputzet worden.




[Die erste Ehren-Porten]

Ausser der Kirchen aber zeigte sich ein künstlich gemahlte Ehren- oder Triumph-Porten, so in der Höhe 28. in der Breite aber 20. Werck-Schuh innen hatte. In Mitte derselben ware der Eingang in die Kirch durch ein Portal 12. Schuh breit, und 16. hoch. Auf diser Triumph-Porten zu obristauf der Architectur befanden sich zwey Genii, oder doppelte Fama, der Genius zur Rechten hielte in der lincken Hand den Wappen-Schild Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Hieronymi, würdigisten Prälatens des uralten und hochberühmten Stüffts und Closter Eborach in Francken; des Heiligen und von seinem Ursprung an allzeit befreyten Cistercienser-Ordens durch gantz Ober-Teutschland Vicarii Generalis, wie auch hiesigen Closters Patris Immediati: in der rechten aber eine Trompeten, in dessen Fahne geschrieben stunde: Benedic eum. Ecclesiast. 43 v. 12. Geseegne ihn. Der zur lincken sitzende Genius präsentierte mit seiner rechten Hand die Wappen Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Theobaldi II. dermahl glücklich regierenden Herrn Prälatens allhier, in der lincken Hand hielte er ebenfahls eine Trompeten, in dessen Fahn zu lesen waren jene Wort Ecclesiast. 24. v. 4. Inter benedictos benedicetur. Er wird unter denen Geseegneten geseegnet werden.

Innerhalb der Architectur, gleichsam als in einem Altar-Blat ware in der Höhe zusehen die Heilige Dreyfaltigkeit; etwas tieffer zur rechten die Allerseeligste Jungfräuliche Mutter Maria, als Haupt-Patronin des gantzen Heiligen Cistercienser-Ordens; gegen über zur lincken, doch etwas nidrigers, der hl. Joannes Baptista. Unterhalb zur rechten der hl. Bambergische Bischoff Otto Stüffter des Closters Alderspach. Gegen über der Heilige Vatter Bernardus, als welcher durch sein Vorbitt hiesiges Orth vor seine Ordens-Genossene erhalten hatte. Nebst dem hl. Ottone stunde die hl. Jungfrau und Martyrin Ursula, neben dem hl. Bernardo, die hl. Jungfrau und Martyrin Eugenia, aus der hl. Ursulæ Gesellschafft nemlich lauter Alderspachische Heilige Patronen. Zu unterist ware abgebildet das Closter Alderspach, wie es defacto gebauet, und dem Prospect nach von Abend her anzusehen ist, auf welches viel Schrifften herabgiengen: Als erstlich von Gott dem Vatter: Dabo benedictionem meam vobis anno (centies) sexto. Levit. 25. v. 21>. Jch will euch meinen Seegen geben im sechshunderten Jahr.

Von Gott dem Sohn: Ego vobiscum sum omnibus diebus, usque ad consummationem Sæculi. Matthæi 28. v. 20. Jch bin bey euch alle Tag biß an das End der Welt.
Von Gott dem Heiligen Geist: Habitabo vobiscum in loco isto, in terra, quam dedi Patribus vestris a Sæculo, & usque in Sæculum. Jeremiæ 7. v. 7. Jch will bey euch wohnen an disem Orth / in disem Land / welches ich eueren Vättern gegeben habe / immer und ewiglich.
Von der Seeligisten Jungfrauen: Usque in finem Sæculi protegam, & defendam. Poland. ad 26. Jan. Jch will dises Closter beschützen / und defendieren biß an das End der Welt.
Von dem hl. Joanne Baptista: In Sæculum stabit. Ecclesiast. 40. v. 12. Es wird biß zu End der Welt bestehen.
Von dem Heiligen Ottone: Ego plantavi. Jch bab es gestüfftet.
Von dem Heiligen Bernardo: Ego rigavi. Jch hab es mit meinen Ordens-Geistlichen besetzet.
Unter dem Closter stunde: Sed Deus incrementum dedit. Ad Corinth. 3. v. 6. Gott aber hat ein herrliches Ansehen und Wachsthum gegeben.
Um die völlige Architectur lauffete ein gewundener Zettul, auf welchem mit grossen Romanischen Buchstaben nachfolgendes Chronologicum zu lesen ware: regI SæCVLorVM, Deo VnI, trinoqVe, sIt gloria, VIrtVs, & honor perpet VVS. Das ist: Dem Drey=Einigen Gott dem König aller Zeit / Sey Glory / Ehr / und Lob / in alle Ewigkeit.

An beyden Seiten des Eingangs in die Kirchen, oder diser Triumph-Porten stunden in Lebens-Grösse abgebildet die zwey hl. Apostel-Fürsten Petrus und Paulus, welche mit ihrer unterhaben den Schrifft nachfolgendes Chronologicum ausmachten: gLorlosl prInCIpes terræ, VtI. In VIta sVa DILeXerVnt se: Ita & In Morte non sVnt separatI. Sic Ecclesia Canit in brev. Weil beyde liebten sich allhier in disem Leben / Hat uns auch beyde Gott zu Schutz Patronen geben.
Die Runde des Gewölbs an diser Ehren Pforten ware ebenfalls mit nachstehendem Chronologico gezieret: DIVIs patronIs pro ple eXhIbIta seS sæCVLorVM tVteLa. Für so vil hundert Jahr genossnen Gnaden-Schein / Will Alderspach nun sich auch danckbahr stellen ein.




[Sechs gemahlene hohe Pyramides]

Auf dem Kirchen-Platz stunden beyderseits in gehöriger Proportion und Ordnung sechs gemahlene hohe Pyramides, welche das herrliche Ansehen erst beschriebener Triumph-Porten um ein gutes vermehreten.
Die erste repræsentierte Tit. Reverendissimum Dominum cum Venerabili Conventu vor denen Reliquien des Heiligen Valerii, um dessen großmögende Fürbitt bey Gott in allen widrigen Zufallen Knye-fällig bittende, mit nachfolgendem Chronologico: eX oMnIbVs aD VersItatibVS erVe fILlos sanCte ValerI! Durch dein Fürbitt beym grossen Gott / Errette uns aus aller Noth.
Auf der gegen überstehenden Pyramide zeigte sich aus denen Wolcken der Heilige Valerius, Tit. Reverendissimum Dominum, das gantze Convent und Closter benedicirend mit jenen aus dem ersten Buch der Königen 25. Cap. 6. v. entlehnten Chronographischen Worten: sIt fratrlbVs tlbl aC DoMVI tVæ, & qVæCVnqVe habes sIt paX. Der Frid / den d'Welt nicht geben kan / Bey euch bleib beständig hinfüran.
Die dritte auf Reverendissimi Domini Wappen alludirende Pyramid stellete vor einen Schnee-weissen Buchstaben T. worauf ein weisses Täublein sich niderlasset. Cum lemmate: Cantida tecta requiro. Wo ich kehr ein / Es rein muß seyn.
Unterschrifft: Alma Columba veni! invenies tibi Candida tecta: Ecce! Theobaldo, Candor in ore sedet. Wer Unschuld liebt / und sucht ein aufrecht reines Gewissen Wird / wie Abbt Theobald, von keiner Falschheit wissen.
Die vierdte gegen über stehende Pyramid repræsentirte einen Alderspachischen Genium, welcher Verwunderungsvoll einer Seits die Insignia Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Herrn Prälatens, anderer Seits aber den Grab-Stein des Heiligen Valerii betrachtet, massen sich Reverendissimus Dominus ein Täublein für sein Wappen-Schild auserkohren, ehe und bevor ihme der Grab-Stein des Heiligen Valerii, auf welchem ebenfalls ein Täublein eingehauen, zu Gesicht gekommen.
Cum lemmate: Similis simili gaudet. Mein Zihl zu erreichen / Such ich meines gleichen.
Unterschrifft: Quam bene conveniunt Valerius, & Theobaldus, Namque facit mire mira Columba pares. Wer Valerii, und Abbts Theobald, Insignia zusammen halt / Der wundre nicht / daß sie so gleich bestellt; Dann sich ja gern ein Taub / zur andren g'sellt.
Auf der fünfften auf gegenwärtiges sechstes Sæculum alludirenden Pyramid ware ein Logista oder Rechenmeister, welcher nachstehende Zahlen, nemlich: 54. 500. 46. in eine Summam nemlich 600. zusamm addirte, mit der Uberschrifft: Deus augeat annos! Noch mehr / Dir Gott bescher!
Die Unterschrifft bestunde in zweyen Chronologischen Versen: annos aDnVMerat sexCentos: InsVper tIbI. Laeta sVper Venlant Vt IVblLæa tIbl. Durch noch vil hundert Jahr / Der Himmel dich bewahr!
Die sechste ebenfalls auf jetziges Sæculum abzihlende Pyramid zeigte ein mit Gläsern gut bedeckte Latern, worinnen ein brennendes Liecht, auf welches die Winde mit vollem Sauß und Prauß zustürmen, um selbes auszulöschen. Cum lemmate: Bene tecta refulget. Mit nichten euer Gwalt mich schröckt / Weil rings um bin sehr wohl bedeckt.
Die Unterschrifft machte ein Chronologisches Distichon: rebVs In affLICtIs, CeV LVX bene teCta refVLges: neMpe tegente poLo, VIstlbl nVLLa noCet. Sechshundert Jahr der Höll zu Trutz / Steht Alderspach durch Gottes Schutz.
Nach disen sechs Emblematischen Pyramiden erstreckte sich bis zu der äusseren Porten, oder Closter-Thor, eine von hohem, aus grünen Gesträuß, nach Pyramiden Arth mühesam verfertigten dicken Bäumen errichtete sehr lustige Alée. Ausser dem Closter-Thor wurde aufgerichtet




Die Zweyte Ehren-Porten

Zu obrist über dem Portal stunde Christus als ein König der Martyrer, rechter Hand aber 3. bis 4. Werckschuh nidriger, der Heilige Valerius.
Gegenüber zur lincken ware abgebildet das alte Closter Alderspach; mit ihrem ersten, aus Closter Eborach in Francken anhero abgeschickten, und endlich im Ruff der Heiligkeit Gottseelig verschidenen Herrn Abbten Sigfrido mit Nahmen.
Auf den Heiligen Valerium giengen aus dem Mund Christi nachstehende Wort: In partes vade Sæculi sancti. Ecclesiastici 17. v. 25. Gebe hin / und nimme Antheil an dem Heiligen Sæculo. Auf das Closter aber: Quia annus jubilæus est. Lev. 25. Alldieweilen ein Jubeljahr ist. Jn der Mitte dises Frontispicii zeigte sich folgendes Chronologicum: eXoptatVs sexti JVbILael aLDerspaCensIs triVMphVs. Gantz Alderspach in Freuden schwebt / Weil es sechshundert Jahr erlebt.
Auf beyden Seithen des Portals waren zu sehen der Heilige Vatter Bernardus, und der Heilige Benedictus. Der Heilige Bernardus bewillkommete gleichsam den Heiligen Valerium mit einem untergesetzten Chronologico: qVla sponsVs ego CanDIDVs sIs IgltVr tV rVbICVnDVs. Valeri! komme nur / bist mir ein werther Gast / Weil dich im Blut des Lamms so schön gewaschen hast.
Gegenüber unter dem Heiligen Benedicto ware zu lesen: Vt In OMnIbVs (Ità In Isto qVoqVe JVblLæo bIs tertlo) gLorlfICetVr DeVs. S. Bened. in Reg. Cap. 57. All unser Thun allhier auf Erd / Soll eintzig und allein / Dahin gerichtet seyn / Daß Gottes Ehr vermehret werd.
Auf dise Weiß dann, und solcher vorher gemachten Anstalten hat unser vier-Tägiges Danck-und Jubel-Fest seinen Anfang genommen.




Samstags

Den 4. Junii, Nachmittag umb 3. Uhr wurde zur solennen Vesper durch gegebenes Glocken-Zeichen die herum ligende Nachbarschaft eingeladen, mit uns Gott zu loben, und zu preisen. Nach vollendetem Cursu Vespertino Mariano wurden die Vesperæ Canonicæ auf dem Figural-Chor mittels einer ausbündigen Music unter Trompeten-und Paucken-Schall feyerlichst abgesungen.

Nach gehaltener Vesper seynd in ihren Hohen Persohnen, die zu diser Solemnität höfflichst eingeladene Tit. Gnädige Herren Herren Prälaten, zu unserer allgemeinen Freud und Consolation glücklich allhier ankommen, als nemlich: Tit. lhro Hochwürden und Gnaden Hieronymus, des Uralt-Hochberühmten Stüffts und Closters Eborach in Francken, Sac. & ab orig. Exempt. Ord. Cisterc. Hochwürdigster Herr Herr Prälat, per. superiorem Germaniam Vicarius Generalis, auch hiesigen Closters Pater Immediatus etc. Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Stephanus, des gleichfalls Uralt-und weit-berühmten Closters Fürstenzell, ejusdem Ord. Cisterc. Würdigster Herr Herr Prälat etc. Dann Tit. lhro Hochwürden und Gnaden Æmilianus, des Uralt-Hochberühmten Closters Aspach Ord. S. Benedicti Würdigster Herr Herr Prälat etc.
Nach der Complet wurde das Salve Regina<, gleichwie die Vesper solemnissime mit Trompeten und Paucken figurirter abgesungen.




Sonntags

Den 5. Junii, als an dem Hohen Fest der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit machte den Anfang die Metten, und darauf immediate gehaltene Prim. Um halbe sechs Uhr ware sacra Meditatio, worauf die Tertz abgesungen, und nach vollendeter Sext, und Non, das Fruhe-Ambt celebriret worden; unterdessen arrivirten mit Creutz und Fahnen in schönster Ordnung, mit auferbaulicher Andacht die Löbliche Volckreiche Pfarreyen St. Petri, und des Churfürstlichen Marckts Aidenbach.

Umb 8. Uhr nach abgesungenen Heiligen Geist fienge die erste Ehren-Predig an, welche mit einer verwunderlichen Beredsamkeit ablegte Tit. Plurimum Reverendus, Prænobilis, ac Doctissimus Dominus Georgius Kauffmann, Celeber. & Antiq. Canonice Nicolaitanæ Ord. S. August. Can. Reg. prope Passavium Capitularis Dignissimus, nec non p. t. Parochus in Aidenbach zelosissimus, welche wir in gegenwärtigen Wercklein sambt anderen, dise Solemnität hindurch gehaltenen Ehren-Predigen, der Ordnung nach haben beysetzen, und dem begierigen Leser mittheilen lassen.

Nach vollendter Predig haben Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden des weit-berühmten Hochlöblichen Stüffts und Closters Eborach in Francken Würdigster Herr Herr Prälat das Hoch-Ambt in Pontificalibus angefangen, worunter mit gebräuchlichen Cæremoniis der solenne Infulations-Act unsers Hochwürdigsten Gnädigen Herrn Herrn Prälatens Theobaldi Secundi, Assistentibus RRmis DDnis AAbus de Cella Principum & Aspach, vorgenohmen, und unter mehrmahligen Trompeten-und Paucken-Schall, auch Beystimmung anderer Musicalischen Instrumenten, mit verdoppeltem Chor, und öffterer Lösung der zimlich grossen Pöller, auf das feyerlichste vollendet worden.

Unter währendem Infulations-Act und Gottes-Dienst wurde auf Veranstaltung Ven. P. Prioris, und gesambt Hochlöblichen Convents, das innere Hoff-Zimmer, in welchem unserem Neu-Infulirten Herrn Herrn Prälaten, mit denen Anwesenden Hohen Gästen zu speisen beliebte, mit unterschidlichen gemahlenen auf hoch denselben alludirend- oder aggratulirenden Symbolis, Ehren-Porten, Emblematibus, und anderen Carminibus, so vil möglich ware, ausgezieret. Als erstlich:

Ober der Thür, durch welche Reverendissimus Dominus in das Taffel-Zimmer kommen muste, sasse eine Fama, in der lincken Hand einen Schild haltend, auf welchem das Cisterciensisch-Alderspachische Wappen, in der rechten aber eine Posaun, in dessen Fahn zwey Chronologische Vers, dises Jnnhalts: VIVe DIIs noblsqVe VIge theobaLDe beatVs! sInt tIbI feLICes, perpetVIqVe DIes! Lebe Gott / nach Gott auch uns / beglückter Theobald! Der Himmel dich gesund / durch unzahlbare Jahr erhalt!




Neben dem Eingang zur rechten stunden nachfolgende 4. Symbola

SYMBOLUM I.
Das Gemähld stellte vor die gantz hell- und klar-anbrechende Morgen-Röthe. Cum lemmate: Hinc dignosce diem. Et subscriptione: Revebet post nubila Phæbum. Wann da die Morgen Röth gantz hell und klar anbricht / Sie auch nach sich den schönsten Tag verspricht.
SYMBOLUM II.
Ein Pelican, so sich selbst auf der Brust verwundet, und seine Junge mit eignem Blut træncket. Cum lemmate: Revelat parvulis. Subscriptio: Pascens æqualiter omnes. Der Pelican den Seinigen ohn Unterschidt / Pflegt gleiche Hülff / und gleiche Lieb zu theilen mit.
SYMBOLUM III.
Ein Wachtsamer Schaaff-Hunde, bey Einer Heerde ruhender Schaaffen. Lemma: Custodire juvat. Subscriptio: Grex me vigilante quiescet. Weil man mich beständig wachend triffet an; Die Heerde neben mir gantz sicher ruhen kan.
SYMBOLUM IV.
Eine Taub, so ihre Junge ätzet. Lemma Pascit ab ore suos. Subscriptio: Esurit, ut alat. Aus eignem Mund die Taub die Junge pflegt zu speisen / Sie hungert selbst / doch will sie ihre Lieb beweisen.




Auf der lincken Seithen des Eingangs waren abermahl 4. Symbola

SYMBOLUM I.
Genius Alderspacensis betrachtet durch einen Mathematischen Tubum einen mit dem T bezeichneten Stern. Cum lemmate: Super quem videritis Thau. Ezech. 9. Subscript. Prognosin Consulo Cælum. Den zufinden / der bezeichnet mit dem Thau, Sorgfältigist den Himmel ich beschau.
SYMBOLUM II.
Eine Taub, so sich selbsten ihrer Federn beraubet, um ihre Junge damit zubedecken, und vor Kälte zu beschützen. Lemma: Sic bis, quos diligit. Subscriptio: Sic denudat amor. Weil meine Lieb ist unermessen / Pflegt sie mich also zu entblossen.
SYMBOLUM III.
Ein zugleich blühend und zeitige Früchten-tragender Citronen-Baum. Lemma: Ver modo perpetuum. Subscriptio: Promitto, præstoque simul. Dem Frühling mich gantz wohl vergleich / Jch gib die Frucht / und Blühe zu gleich.
SYMBOLUM IV.
Ein Strauß, so ein Huff-Eisen zerbricht. Lemma: Ad fortia natus. Subscriptio: Grandia frangit amor. Die Lieb weiß auch die härtiste Sachen / Gantz süß / gantz leicht und ring zu machen.
Ober dem gegen überstehenden Portal befande sich eine andere Fama, in der lincken Hand die Insignia Reverendissimi Domini Theobaldi, in der rechten aber ebenfalls eine Posaun haltend, dessen Fahn nachfolgend Cabalistischen Vers zu lesen vorstellete: Hic Pax firma mitram Theobalde secunde secundet.




Neben dem Portal zur rechten stunden widerum 4. Symbola, wie folget:

SYMBOLUM I.
Das Gemähl zeigte ein aus denen Wolcken hervor reichende Hand, so eine Fackel bey einem brinnenden Hertzen anzündet. Lemma: Cui vectigal, vectigal. Subscriptio: Satis hoc, si cætera desint. Ich gibe / was ich geben kan / doch so ich es nicht hab Wird ein liebreiches Hertz dir seyn / die allerliebste Gab.
SYMBOLUM II.
Die Sonn, so die aufsteigende Erd-Dämpff an sich ziehet. Lemma: Velatur, & ardet. Subscriptio: Arcanis trahit hosce modis. Ich leuchte doch / obwohl von Wolcken offt verduncklt werde / Weil solche selbsten ich / aufziehe von der Erde.
SYMBOLUM III.
Ein Mathematisches doppeltes Sonnen Uhr-Creutz. Lemma: Tuta fides, ubi certus amor. Subscriptio: Cuique suum in tempore. Die Gegen Lieb sich findet ein / wo d'Lieb den Scepter führet: Absonderlich wanns jedem gibt / was sich zur Zeit gebühret.
SYMBOLUM IV.
Die mit einem Oel-Zweig der Arch zugfliehend-Noëmitische Taub. Lema: Abrens ad sordida nunquam. Subscriptio: Scit missa reverti. Kein wüstes Orth ich nicht betritt; wann ich wird ausgeschicket / Mit Freud wider zuruck ich kehr / der Oel-Zweig mich erquicket.




Gegen über zur lincken stunden abermahl 4. Symbola

SYMBOLUM I.
Ein Binnen-Schwarm um ihren König herum. Lemma: Rex spicula nescit. Subscriptio: Mitior eligitur. Mit Rechten wird der eligiert / Der Gnad im Mund und Hertzen führt.
SYMBOLUM II.
Die in ihrem Aufgang alles erfreuend- und erquickende Sonne. Lemma: Amor odit inertes. Subscriptio: In publica gaudia surgo. Die Lieb erwacht / wann d'Sonn aufgeht; Wer d'Lieb nun acht / zugleich aufsteht.
SYMBOLUM III.
Ein schlaffender Löw, neben selbigem in weiblicher Gestalt abgebildet Vigilantia. Lemma: Dum sistitur ira. Subscriptio: Cor vigilat. Wann schon der Zorn soll g'stillet seyn / Wird doch das Hertz nicht schlaffen ein.
SYMBOLUM IV.
Ein Heerd Schaaff, so den Hirten-Stab zwar lieblich anblecken, doch sich nicht zu entfernen getrauen. Lemma: Balant, non palant. Subscriptio: Vetat esse vagantes. Daß die Schaaffe lustig seyn / der Hirten-Stab thut gönnen / Doch hindert er / damit sie nicht / zu weit ausschweiffen können.




Neben disen zweyen, mit obgesetzten Symbolis ausgeziehrten Portalen, wurden auch nachstehende 5. Emblemata nach Gelegenheit des Taffel-Zimmers aufgehencket

EMBLEMA I.
Closter Alderspach in Weiblicher Gestalt abgebildet, betrübt und trauensvoll wegen Verwelckung ihrer allerliebst-angenehmsten Blum (nemlich wegen traurigen Hintritt Ihres Anno 1734. Gottseelig-abgeleibten Hochwürdigisten Herrn Herrn Prälatens Theobaldi I.) wird von einem Genio der Göttlichen Vorsichtigkeit getröstet, mit Vorhaltung eines mit dem Buchstaben T wunderschön blühenden Blumen-Stocks.
Cum lemmate: Intra bIs seX. Auf eylff-jährigs Hertzen=Leyd Sey getröst! wird folgen Freud.
Subscriptio: Fata manent, omnes metam properamus ad unam. Omnia sub leges Mors vocat una suas. Sicque Theobaldum primum (o ter amabile nomen). Messuit immiti Mors atra falce tibi. Ast Lacrymas cohibe Alderspach! novus ecce resurget. Intra annos bIs seX flos: Theobaldus erit. Zu Teutsch: Daß das Scheiden Bringe Leyden / Hast erst vor wenig Jahren / O Alderspach! erfahren. Geduld ein kurtze Zeit thue borgen / Gott wird vor dich noch sorgen / Dann sihe es steigt im höchsten Flor Ein anderer Theobald empor.

EMBLEMA II.
Ein aus dem Himmel hervorragende Hand zeiget auf die auf einem zierlich bedeckten Tisch ligende Abbteyliche Insignia, als: Jnful, Staab, Ring, Handschuh, Pectorale, etc. mit der Uberschrifft: Pretium non vile laborum. Vor die Arbeith ist der Lohn Bereitet schon.
Unterschrifft: Hic jacet impositis radians procul Insula gemmis, Annulus auricomo splendidus igne rubet. Aurea stelliferi patet undique janua coeli, Et tibi pro meritis prœmia dextra notat. Hoc Præsul capias pretium non vile laborum. Sic tibi divendit cuncta labore Polus. Teutsch könte es villeicht also lauten: Von grosser Arbeit man auch grossen Lohn begehret Der Tugend ist zum Lohn Bestimt die Ehren-Cron. So nimm dann Theobald was Gott dir hat bescherer / Es ist ja vorhin schon Dein längst verdienter Lohn.

EMBLEMA III.
Dises auf Tit. Reverendissimi Domini Wappen alludirende Emblema repræsentierte die der Archen mit einem Oell-Zweig zufliehend Noemitische Taub.
Cum lemmate: Nuncia pacis. Ein Oel-Zweig will darreichen / Zu einem Friedens-Zeichen.
Subscriptio. Unica mortales devexit Navis, olivam Quando columba ferens, nuncia pacis erat. Heu quantis fuimus jactati fluctibus! eheu. Institerat nostris, quanta procella focis. Sed felix omen! Theobaldi namque columba. Cum ramis Oleae nuncia pacis adest. Zu Teusch: Als einst die Taub dem Noe in die Arch Ein Oel-Zweig zuruck brachte / Frolockte diser Mann / und fromme Patriarch, Da er bey sich gedachte Daß alles Ungewitter nun vergangen sey. Gedenck zuruck / O. Liebes Alderspach Auf die vergangne Zeiten / Was dich für Creutz / Unglück / was Trübsall / Ungemach / Gedruckt auf allen Seithen. Doch freue dich! der Unglücks-Winter ist vorbey. Es fliegt heran / ein Oel-Zweig die zu reichen / Theobaldi Taub / zu einem Friedens-Zeichen.

EMBLEMA IV.
Dem auf dem geflügleten Pferd Pegaso dem Himmel zureutenden Theobaldinischen Genio setzet ein weisse Taub in währendem Flug ein aus Oel-Zweigen geflochtene Cron auf das Haupt.
Cum lemmate: Majora parantur. Noch mehr Ehren Dich begehren.
Subscriptio. Alato vectus pertingit ad astra Gaballo Nubes sublimis, vertice tangit eques. In crines pansis oleagina serta columba Alis deponens, cingit ubique caput. Indolis haec magnae via; sed majora parantur, Praesul! cum tuleris plurima, plura feres. Zu Teutsch: Der geflügler Pegasus steigt biß zum Sternen Glantz Die Taube schmuckt das Haupt mit einem Ehren-Crantz Dein Lob hiemit Verwelcker nicht / Ja glaube mir / Es habe dir Der Himmel bestimmet noch vil mehr Zu deiner Glory / Lob / und Ehr.

EMBLEMA V.
Unter etwelchen Spihleren ziehet einer das gewonnene Spihl ein, mit beygesetzten aus dem Wort Theobaldus genohmenen.
Lemmate anagrammatico: Ludos habet. Einer allein Ziehet ein.
Subscriptio: Et Bellum, & ludus vita est mortalis, utrinque Palmam vel laurum, qui bene vicit, habet. Hactenus in ludo victor Theobalde! Stetisti Namque Theobaldi nomen & omen habes. Vicisti nuper bello per vota tuorum; Quid mirum? ludos nam Theobaldus habet. Teutsch: Wahr ists: ein Krieg / ein Spihl ist unser Leben / Jn welchem vil Unglücklichs Lehr-Geld geben Nicht also Theobald, ihm glücklich d'Karten fallt; Erst neulich in der Wahl / Jhm eintzig gaben all Das gantze Spihl gewonnen / So anderen zerronnen. Warum: dieweil gmäß seinem Nahmen Glück und Stern war beysammen / Und wie kont es anderst seyn als: wer gewinnt / der ziehet ein.

Rechter Hand neben dem Schenk-Kasten hienge folgendes Carmen Onomastichon

Gegenüber zur Linken ware zu lesen: Votum Sponsæ Alderspacensis ad Referendissimum Sponsum.

[Carmen und Votum im autographen Entwurf (zweite Fassung)]

In der Mitte obgedachter zweyer Carminum, doch oberhalb des Schenk-Kastens stunde nachfolgender Aggratulations-Wunsch:

So vil von disem. Nun aber zu unserer Beschreibung zuruck zu kehren, wurde Nachmittag um 3. Uhr die Vesper, und darauffolgende Lauretanische Litaney bey Ausgsetztem Venerabili mit Trompeten und Paucken feyerlichst abgesungen, nach welcher unserem Neu-lnfulirten Herrn Herrn Prälaten, wie auch allen anwesend-hochansehnlichen, so wohl Geist- als Weltlichen Gästen, zu einer Diversion eine durchaus Musicalische Opera in dem Hof-Saal Theatraliter producirt und gespihlet worden.
Die Complet wurde gehalten, wie gestern.




Montag

Den 6. Juny. Nachdeme die Metten, Horæ minores sambt der Fruh-Meß, wiegestertgehalten worden, verfügte sich beyläuffig um 7. Uhr Venerabilis Conventus, wie auch sammentliche Herren Prälaten nach St. Peters-Pfarr-Kirchen, in welcher der hl. Leib S. Valerii bereits den 3ten Tag auf dem Hoch-Altar ausgesetzet, und sorgfältigist bewachet worden. Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Josephus, des hochberühmten Stüffts und Closters ad. S. Salvatorem, Sacri & Exempti Ord. Præmonstrat. etc. Würdigister Herr Herr Prälat, etc. etc. als welcher hierzu höchst-freundliehst invitiret, erst heunt Fruh angekommen, hielte daselbst unter Trompeten-und Paucken-Schaal in Pontificalibus das erste Ambt, nach welchem der hl. Leib nochmahlen incensiret, sodann in die Closter-Kirch mit möglichister Solemnität Processionaliter transferirt worden, wie zu ersehen aus nachstehender




Beschreibung der Procession, Weiche bey Einführung des Heiligen Leibs S. Valerii Martyris gehalten worden

1. Ein Genius in Romanisch-kostbahrer Kleydung, mit Stab und Schild, auf welchem der hl. Valerius in gloria, und unter demselben Closter Alderspach abgemahlter zu sehen, mit der Beyschrift: Sub tuum præsidium.
Hinder ihme gienge ein anderer in Spanisch gekleydet, so demselben das Paludamentum nachtruge.
2. Ein Crucifix zwischen zweyen kleinen Fähnlein, auf welches
3. Die junge Knaben aus denen Löblichen Pfarreyen Liessing, Schönau, Uttikoven, und St. Peter.
4. Der grosse Fahn der darauf folgenden
5. Manns-Persohnen aus der Löblichen Pfarr Liessing.
6. Zwey Knaben in Spanischer Kleydung, welche die Insignia Ecclesiæ, nemlich eine Päbstliche Inful und Stab trugen. Worauf folgete
7. Das erste Ferculum von 4. Männeren getragen, auf welchem vorgestellt wurde die Catholische Kirch, dem hl. Valerio, eine gold- und eine dörnere Cron anerbiettend, auf deren letztere Valerius gleichsam schwörend zwey Finger leget, mit der anderen Hand aber einen Schild haltet, worauf ein Swerd mit Lorber umwunden, mit der Beyschrifft: Utrumque aut neutrum. Das Ein kan ohne das andere seyn.
8. Der grosse Fahn deren hinnach
9. Gehenden Männeren aus Schönauer-Pfarr.
10. Das anderte Ferculum, vorstellend ein junges Lorber-Bäumlein, welches umgehauen wird, um von dessen Blätteren Cronen zu verfertigen, mit der Beyschrifft: Jam sum matura Coronæ. Siben-jährig bin ich schon, zeitig zu der Marter-Cron.
11. Ein Cruciflx zwischen zweyen kleinen Fähnlein, wornach
12. Der grosse Manns-Fahn
13. Das dritte Ferculum, worauf König Assuerus aus vilen anderen die eintzige Esther ihme zur Gespohns auserwählet. Cum lemmate: Plus diligit omnibus unam. Valerio vor allen hat Alderspach gefallen.
15. Hier ruckte in auferbäulichster Ordnung ein, die Pfarr St. Peter mit ihrem Fahn.
16. Ein Hastile, worauf die Königin des Heiligisten Rosenkrantz von Bildhauer-Arbeit, zwischen zweyen in Buderschafft-Röcken gekleydeten Männeren mit Bruderschafft-Stäben in ihren Händen.
17. Manns-Persohnen der Archi-Confraternität des heiligisten Rosenkrantzes.
18. Der grosse Closter-Fahn von zweyen Mäneren getragen, in Begleitung zweyer kleinen Fähnlein.
19. Die Hochwürdige Clerisey (p.t.) Herren Pfarrer nemlichen, und andere Herren Geistliche in Chor-Röcken, weisse Kertzen in ihren Händen haltend.
20. Ein Conventualis mit dem silbernen Hastili in Begleitschafft zweyer Acolythorum mit brennenden Liechteren.
21. Ein Heer-Paucker, nach demselben
22. Sechs Trompeter, worauf folgte
23. Chorus Musicus, welcher in Contrapuncto, währender Procession pleno Choro, mit 3. Trombonis absingete nachfolgenden Hymnum:

1. O quam glorifica luce coruscas
Valeri! rosea cincte corona.
Illustris proprio sanguine victor.
In cælo recipis dona laboris.
2. Annis a teneris, despicis omnes
mundi delicias, vanaque terræ
intentus superis gaudia spernis
et Christo penitus totis adhæres.
3. Virtutes cumulas, atque supernis
gaudens deliciis, astra requiris,
ferves præcipue numinis igne,
qui flammis acribus pectus adurit.
4. Et dum Christianum sævus adornat
adversus populum bella tyrannus
assummis fidei, nobile scutum,
et forti superas mente furores.
5. Ad dirum raperis præda tribunal
hic te blanditiis, atque paratis
judex suppliciis vincere tentat,
sed tu blanditias, verbera vincis.
6. Tandem sanguineum pectore forti
heros eximius, finis agonem,
et mox sydereas, tramite recto,
martyr purpureus, tendis ad ædes.
7. Nunc summo residens respice cælo
ad Alderspachium lumina flectens,
esto propitius, atque tuorum
exaudi facilis vota clientum.
8. Sit summæ triadi, gloria semper,
sancto Valerio, lausque perennis,
qui Alderspachium protegat hospes,
et felix faciat, tempus in omne.

24. Venerabilis Conventus in gantz neuen Schneeweissen Flocken, mit weiß brennenden Wax-Kertzen in der Hand.
25. Zwey RR. FF. Thuriferarii mit silbernen Schifflein.
26. Abermahls zwey RR. FF. in Chor-Röcken, mit silbernen Rauch-Vässeren, welche beständig den Heiligen Leib incensirten.

27. Der Heilige Leib des siben-jährigen Heiligen Martyrers Valerii eigenen Nahmens, in einer gut vergolten Sarg auf einem kostbaren Parade-Beth ligend, welches so wohl, als das Haupt-Küß und gantze Sarg mit dem feinisten rothen Sammet überzogen, mit goldenen Borden reich besetzt ware, und ruckwerths den Grab-Stein, als eine Mauer hinter sich hatte. Der gantze hl. Leibware durchaus mit einem sehr subtilen weissen Flor umgeben, so demselben, ohne die durchscheinende Gestalt zu verhindern, seine natürliche und recht Beinfarbe Weisse gibt. Das Haupt, der Thorax, oder die Brust-Bainer, wie auch die Armb-, Schenckel- und Schinn-Bainer seynd durchaus, sonderlich an ihren Juncturen mit von allerhand Farben schimmerenden und schön untereinander spihlenden Stein-Flüssen und Perlen ausgeschmucket. In der lincken Hand haltet er einen Martyr-Palm, in der rechten aber ein silbernes mit seinem eignen hl. Blut angefülltes Gefaß, etc. Neben her giengen sechs Spanisch-gekleydete Edel-Knaben mit brinnenden Facklen, unter dise waren eingetheilet 4. Genii, oder Engel, welche Lorber- und Palm-Zweig in ihren Händen trugen.

28. RR. DD. Abbates von Fürstenzell, Aspach, St. Salvator und Alderspach in Pontificalibus nach ihrem Rang.
29. Deroselben Mitrarii, und Ministri.
30. Der hohe Adel, sambt anderen sich distinquirenden Stands-Persohnen.
31. Ein Labarum von der Christen-Lehr-Bruderschafft, worauf folgten
32. Die jungen Mägdlein.
33. Ein Ferculum, worauf die Bildnuß der Seeligisten Jungfrauen und Mutter Gottes Mariæ, von 4. Weiß gekleydeten Jungfrauen getragen: neben her giengen 4. kleine, ebenfalls weiß-gekleydete junge Mägdlein mit weissen Lilien in Händen.
34. Hierauf folgten die Jungfrauen und ledige Weibs-Persohnen.
35. Der Weiber-Fahn, derer
36. Weiberen aus Liessinger-Pfarr.
37. Ein grosser Fahn, der
38. Weibs-Bilder aus der Löblichen Pfarr-Schönau.
39. Der grosse Weiber-Fahn, der
40. Volckreichen Pfarr Uttikoven.
41. Der Weiber-Fahn sambt denen
42. Weiberen aus hiesiger S. Peters-Pfarr.
43. Ein Labarum, mit darauffolgenden Schwesteren aus der Ertz-Bruderschafft des heiligisten Rosenkrantzes.
44. Das übrige andächtige Weiber-Volck, so in gegenwärtige Procession nicht konte eingetheilet werden, weilen sie unter abgedachte Pfarreyen nicht gehörig, sondern von unterschidlichen Orthen diser Solemnität beyzuwohnen in grosser Menge zugeloffen.

Der Zug diser Volckreichen Procession gienge unter immerwährendem Donneren der Pöller, und continuirlicher Läutung aller Glocken, von obgedachter St. Peters-Pfarr-Kirch durch Herrn Hof-Richters Garten, neben dem Closter-Feld gegen der Heiligen Dreyfaltigkeit-Capellen zu: alldorten machte sie einen Winckel, und zohe sich lincker Hand auf der Straß dem Hof-Würths-Garten vorbey; sodann durch die zweyte Triumph-Porten und Closter-Thor, über den Closter-Hof durch die grüne Alée, und gemahlene Pyramides: endlichen durch die grosse Ehren-Pfort, und Portal vollends in die Kirchen. Welcher Umgang, da er eine starcke viertel Stund (gemeiner Schritten) in sich begreifft, auch die Erstere von der Procession schon lang in der Kirchen waren, ehe und bevor die Letztere noch einen Fuß weiter setzten, gibt ohnschwär zu ermessen, was für eine grosse Anzahl derselben beygewohnet hatte, absonderlich da der Himmel selbsten mit favorablister Witterung die Andacht der Beywohnenden zu vermehren schine.

Und dannoch, welches man mit Stillschweigen nicht übergehen kan, bey einer so erstaunlichen Menge Volcks wurde währender über eine Stund sich verweilender Procession, kein verdrüßlicher Proecedenz-Streitt, sondern ein allgemeiner Eyfer und Andacht verspühret; kein muthwilliges Austretten oder Herumlauffen, sondern ein beständige und sittsame Ordnung gesehen; kein Meisterloses ungezogenes Geschrey, ja auch kein lautes Wort, sondern nur das durchaus überlaute Betten des hl. Rosenkrantzes, anmüthiges Singen, der fröhliche Schaal der Trompeten und Paucken, der immerwährende Knall des Geschützes, nebst dem feyerlichen Glocken Klang gehöret: daß man in Ansehung diser Ordnung, Zucht und Ehrbarkeit, glauben solte, solche wäre schon lang vorhero angestellet, und einem jeden, was er zuthun hätte, vorgesagt worden; da doch eine, etliche Wochen vorhergegangene Übung bey einer solchen Menge nicht hätte können zu wegen bringen, was bey disen so vilen andächtigen Anweesenden der innerliche Trib, Eyfer, Andacht, Liebe und Ehr-Forcht gegen Gott, und seinen hl. Valerium von sich selbsten vermögt, und ausgewürcket hat.

Nachdeme nun der Heilige Leib in die Kirch gebracht, auf dem Altar der hl. Drey Königen hoch-feyerlich beygesetzt worden, wurde er noch einmahl incensirt, und nach vollendtem obgedachten Hymno die Collecten gesprochen, womit dann auch diser solemne Introductions-Act mit jedermans innigsten Vergnügen, und höchster Seelen-Freud andächtigist beschlossen worden.

Hierauf, als man mit dem gewöhnlichem Kirchen-Gesang: Komm Heiliger Geist etc. den Beystand, Hülff, und Gnad des Göttlichen Heiligen Geistes Musicaliter angeruffen, betratte die Cantzel Plurimum Reverendus Religiosissimus, ac Per-Eximius P. Benedictus Waldaderer, Sac. & ab Origine Exempti Ord. Cist. Celeber. & Antiq. Monasterii B. V. M. de Cella Principum Würdigster Profess, und legte eine vortreffliche Lob-und Ehren-Red ab, welche hiemit dem andächtig-begierigen Leser in dem Druck communicirt, und mitgetheilet wird, woraus derselbe die ausbündige Gelehrsamkeit des Verfassers gnungsam erkennen, und preisen wird, absonderlich wann (wiewohl aber vergeblich zu wünschen) der innbrünstige Eyffer, die lebhaffte Action, und überaus deutliche Expressiones, mit welchen diser vortreffliche Encomiastes dise seine Lob-Red abgeleget, gleichfalls hätten beygedrucket werden können.

Nach geendigter Lob-Predig hielten Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Stephanus würdigster Herr Herr Prälat von Fürstenzell in Pontificalibus das Hoch-Ambt unter einer mit Vocal-Stimmen, Instrumentisten, Trompeten und Paucken best besetzten Music.
Nachmittag um 3. Uhr ware die Vesper, wie vorige Täg, nach welche auf Befehl unseres Gnädigen Herrn Herrn Prälatens denen neu-angekommenen Herren Gästen zu Ehren, die gestrige exhibirte Musicalische Opera zum zweytenmahl produciret worden.
Die Complet war wie gestern.




Dienstag

Den 7. Junii wurde der gantze Chor gehalten, wie vorige Täg. Zwischen 7. und 8. Uhr erschienen mit Creutz und Fahnen, in andächtigster Ordnung, die Löbliche Pfarreyen Rainding, und Galgweiß.
Um 8. Uhr ware die dritte Ehren-Predig, welche mit einer Erstaunungswürdigen Gedächtnuß, und verwunderlichen Beredsamkeit ablegte Plurimum Reverendus, Religiosissimus, ac Eximius P. Maurus Wimer, des Hochlöblichen Closters Aspach Ordo Sancti Benedicti würdigster Professus. Nach dero Vollendung hielten in Pontificalibus das Hoch-Ambt Tit. Ihro Hochwürden und Gnaden Æmilianus, obgedacht-Löblichen Stüffts Aspach dermahlen glorwürdig-regierender Herr Herr Prälat.




Mittwoch

Den 8. Junii, in Choro alles, wie vorige Täg. Anheunt traffen in zahlreicher Volcks-Menge allhier ein die Löbliche Pfarreyen Peitlspach, und Egglheim. Die viert- und letzte Ehren-Predig, welche Admodum Reverendus P. Antonius Zimmermann, allhiesigen Closters Professus, und p.t. Philosophiæ Professor hat vorgetragen, nahme seinen Anfang um 8. Uhr, und ist allhier beygedruckt zu lesen.

Das Hoch-Ambt celebrirte in Pontificalibus Ihro Hochwürden und Gnaden Theobaldus hiesigen Closters Ruhm-würdigster Herr Herr Prälat, zu schuldigster Dancksagung, daß uns Gott der Allmächtige gantzer sechs hundert Jahr hindurch, aus so manigfältigen, ja bißweilen den gäntzlichen Ruin, und völligen Untergang antrohenden Trübsallen, und Widerwärtigkeiten errettet, und gnädigist erhalten hat; wie dann auch nach vollendten Gottes-Dienst zu eben diser Intention, und schuldigster Danckleistung des so glücklich als herrlichist celeberirten Sæculi, der Ambrosianische Hymnus Te Deum laudamus, unter vollem Trompeten- und Paucken- auch feyerlichistem Glocken-Schall intoniert, und abgesungen worden. Endete sich hiemit dises unser Dreyfaches Jubel-, Freud- und Danck-Fest, welches aus keiner anderen Ursach angestellet, prosequiert, und vollzohen worden, als einzig und allein: Ut in omnibus glorificetur DEUS. Daß alles hier auf diser Erd zur Gottes Ehr gerichtet werd.