Quellen zur Geschichte der ehemaligen Marienkirche in Weng aus dem Klosterarchiv

Marienwallfahrtskirche Weng

Die Maria und Martin geweihte Eigen- und spätere Filialkirche im benachbarten Weng wurde um 1134 erbaut,(1) im Jahr 1142 stiftete der Edelfreie Otakar von Weng dort ein umfangreiches Messstipendium, das nur mit Zustimmung des Passauer Bischofs und des Propstes von Aldersbach ausgeführt werden durfte.(2) Der nachfolgende Text aus dem ehemaligen Klosterarchiv (BayHStA KAAA 330, 18. Jh.) liefert weitere Informationen zum Neubau der Kirche in den Jahren 1456-58, zu den gewährten Ablässen, zu den drei Altären und zu hier verwahrten Reliquien.

In der späteren Filialkirche Weng wurde die Kirchenpatronin Maria besonders verehrt. Ab wann sich hier eine Wallfahrt entwickelte, ist allerdings unbekannt. Überliefert ist ein Kupferstich der Wenger Wallfahrt, der um 1746 angefertigt wurde und Maria mit einem besonders verzierten Umhang zeigt.(3) Nach Abt Gerard Hörger soll diese Kleidungsreliquie bereits von Bischof Otto an die Kirche von Weng geschenkt worden sein. Kontakte der Bamberger Bischöfe nach Weng lassen sich tatsächlich nachweisen: Wie eingangs erwähnt, beauftragte im Jahr 1142 Propst Askuin mit der Seelsorge in dieser Kirche, Ottos Nachfolger Egilbert bestätigte das Rechtsgeschäft. Eine Nonne aus Seligenthal hatte das Hemd (vermutlich im Auftrag Abt Michael Kirchbergers) unter anderem mit kostbaren Perlen geschmückt, bevor es in einer feierlichen Prozession von der Portenkapelle in die Klosterkirche überführt und dort in einem neu erbauten Altar zur Verehrung ausgestellt wurde.(4)

Weitere Informationen zur Wenger Kirche finden sich in der Baugeschichte des Klosters.



1. „Die Kapelle der glorreichen Gottesgebärerin in Weng aber entstand etwa zur gleichen Zeit wie das Kloster; denn ich fand, dass deren Altar durch Adelige jener Siedlung im Jahr des Herrn 1134 errichtet und dotiert wurde.“ (Kalhammer/Kapsner, Marius Annales S. 57).
2. BayHStA KAAA 1, Nr. 75 (Traditionsbuch Aldersbach) und BayHStA Domkapitel Passau Urkunden 4, 1142.
3. Hannes Etzlstorfer, Die Zisterzienserwallfahrt zur Madonna von Weng bei Aldersbach. Ein Beitrag zur bayerischen Wallfahrtsgeschichte am Beispiel eines Schlägler Archivfundes, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 143,1 (1998), 155–164.
4. Über das weitere Schicksal dieses wertvollen Umhangs konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Der Begriff „Comedy“ wird in diesem Zusammenhang mit Schauspiel oder Inszenierung zu deuten sein.




Origo ecclesiae Marianae in Weng [Anfang der Marienkirche in Weng]

Alß man zalt hatt von Christi Geburt Tausent, Hundert, in dem vierzigistem Jahr [1140, sic!] ist angehabt, gebaut, und geweiht worden das Gottshauß in den Ehrn der hochgelobten Khünigin Maria und S. Martin deß Hl. Bischoffs und Nothelfers. Zu derselben Zeit hatt regieret der allerdurchleichtigist römisch Khünig, Khünig, Cunrad der annder [Konrad III.], und der hochwirdig und Hl. Bischoff S. Otto zu Babenberg [Bamberg], der achte Bischoff deß Bistumbs, und der ersam und christlich Herr Herr Asquin die Brobst [Propst Askuin] deß wirdigen Gottshauß zu Alderspach, deß Ordens S. Augustin.

Darnach ist das benandt Gottshauß und diese Capellen zu dem andernmall geweiht worden, da man zalt von Christi Geburt Tausent dreyhundert und in dem zwölften Jahr [1312], deß andern Tags nach der aylfftausent Mäydt Tage [Elftausend Jungfrauen der hl. Ursula [21.10.] -> Gebeine im Kapitelsaal] von dem ersamen [Weih-]Bischoffen Cunrad von Anyan [Enez], deß Bisstumbs durch Geschefft deß Bischoffs zu der selben Zeit zu Passau. Zu derselben Zeit ist gewesen der ehrwirdig Herr Herr Cunrad Abbt zu Alderspach [Konrad I. Snabel von Budweis, reg. 1308-30].

Item die Khirchweih diß Gottshauß ist nach alter Gewohnheit und lange Zeit herkhomen an Unser Lieben Frauen Tag [08.09.], so wie geboren ist worden in der Rokhensaat. Item die Gnadt und Ablaß der geben ist worden, von unserem Hl: Vatter dem Babst, und von zwanzig Erzbischoffen und Bischoffen, und auch von den obgenanten Bischoffen, die diß Gottshauß geweiht haben. Wer die mit Anlass haimbsuechet, an aber hernach geschribnen Täg von erst an dem ersten Sontag deß Hl. Advents, an dem Hl. Weinacht Tage, und an dem Achtesten [01.01.], an dem Hl. Carfreitag, an dem H. Antlaß Tag [Ablass], an dem H. Ostertag, an dem H. Auffartstag, an dem H. Pfüngstag, an dem Tag der H. Dreyfaltigkheit, an Gottes Laichnams Tag, an aller Unser Frauen Tag, an aller Zwölfbotten Tag (Zwölf Apostel], an aller Heyligen Tag, und an der H. Kirchweih diß Gottshauß, an yeglichen benanten Tag 300 und 60 Täg töttlicher Sünd und zwiersovill lesßlicher Sünd.

Auch besunders hatt ein ieglich Mensch, welcheß sein Steuer und fürderumb zu dieser Capellen gibt und thuet, der hatt von unsers Ordenß wegen 7000 Tag töttlicher und lesßlicher Sünd. Item das Heylthumb, daß hie verschloßen ist: Von erst deß Hl. Creutz unsers lieben Herrn, seines H. Grabs, Unser Lieben Frauen Pfaitten [Hemdreliquie, Geschenk Bischof Ottos], S. Joannis deß Tauffers, S. Andreae, S. Jacobi, deß mehreren S. Bartholomaei, S. Mathaei, der H. 12 Botten [Zwölf Apostel], S. Pangraz, S. Cassiani und seiner Gesellen, S. Conradi, S. Oswaldi, S. Lamperti, der Hl. Martyrer, S. Martini. S. Nicolai. S. Ambrosii, S. Ottonis der H. Bischofen. S. Benedicti, S. Bernardi der Beihtiger, S. Mariae Magdalenae, S. Elisabethae, S. Aemiliani. Es seind auch vor Zeiten, und noch bey disem Gottshauß beschehen grosße der Zaichen [Wunder], darumb soll ain yeglicher Mensch gehend herkhomen.




Epitaphium novum super ecclesiam in Weng [Neues Epitaph über die Kirche in Weng]

Ist auch zemerkhen, daß das obgenant würdig Gottshaus zu Weng darnach gentzlichen abgeprochen worden ist, und von neuen Dingen, widerumben angehebt ist worden erpauen von dem erwürdigen in Gott und geistlichen Herrn Herrn Johannsen Pluer [reg. 1448-63] die Zeit Abbte des würdigen Gottshaus zue Alderspach, als man zalt von Christi Geburde 1456. Und ist darnach mit allem Paue gänzlich und löblich verpracht worden als man zalt von Christi Geburde 1458 Jare. Und in denselben Jar ist es widerumben von neuen Dingen geweicht worden von dem hochwürdigen Herrn Herrn Sigmunden Bischove von Salona [Weihbischof], der den gewesen ist des Ordens von Citel durch Geschafft und Haissen des hochwürdigen Fürsten und Herrn Herrn Ulrichen Nussdorffer, der Zeit Bischove zu Passau und des ganzen Capitels daselben, an Unser Lieben Frauen Tage, als sy geborn ist worden.

Von erst hat er den vordern Altar in dem Chor [Hochaltar] geweicht in den Ehren der hochgelobten Junckhfrauen Mutter Marie und in den Ehren S. Martini des H. Bischove, S. Joannis Gotztauffer, S. Jacobi des H. Grosbotten des mehrern, und S. Annae der H. Wittib [Witwe]. Es ist auch in denselben Altar verschlossen von Heilltumb [Reliquien]: Vom ersten alles das Heiltumb, das dan vor Zeiten in den alten Altar verschlossen ist gewesen, das dan nemlich vor an dieser Tafel verschieben steth. Darzu hat der obgenant Bischove Sigmund mehr Heiltumbs darzue gelegt und in dem benanten Altar verschlossen: Von erst von dem Grab unser Lieben Frauen, S. Annae, von dem H. Creutz, S. Jacobi des heiligen Zwelfpotten, des mehrern S. Joannis Gotztauffer, S. Martini des heiligen Bischoven.

Der ander Altar gegen des Aufgangs der Sunne [Osten] bey dem Sagrär [Sakristei] ist geweiht worden in den Ehren der äindlich tausent Maidt und in den Ehrn aller heiligen Junckfrauen und heilligen Wittiben. Es ist auch in demselben Altar verschlossen von Heiltumb von erst der äindlichttausent Maidt, S. Agnetis, S. Felicitatis, S. Anastasiae, S. Brigidae, S. Ottiliae, S. Christinae, der heiligen Junckhfrauen, S. Mariae Magdalenae, S. Kunigundis, S. Helenae.

Der dritte Altar gegen dem Mittag [Süden] gelegen ist geweicht worden in den Ehrn des heiligen Zwelfpotten S. Jacobi, des mehrern und in den Ehrn aller Zwelfpotten, aller Evangelisten, aller Martyrer, aller heilligen Bischoven und Peichtigern [Bekenner]. Es ist auch in demselben Altar verschlossen von Heiltumb: Von erst S. Jacobi des heiligen Zwelfpotten, des mehrern S. Thomae, S. Andreae, S. Marci Evangelisten, S. Gregorii, S. Urbani, S. Laurentii, S. Pancratii, SS. Joannis et Pauli, S. Maximiliani, S. Emerami, S. Justini, S. Engelmari, S. Stephani, S. Georgii, S. Victoris, S. Martiniani, S. Innocentii, SS. Tiburtii et Valeriani, S. Lamperti, S. Cassiani mit seine Gesellschafft und der vier Chronern /: quatuor Coronatorum :/ [Vier Gekrönte]

Dan die Kirchwaych des obgenanten Gotzhaus, die dan von alter und langer Zeit herkhommen war an Unser Lieben Frauen Tage, so sy geboren ist worden. Dieselbe Kirchweyh hat der obgenannt Bischove Sigmund gelegt an den Suntage vor Unser Lieben Frauen Tage, so sy geboren ist worden zu ewigen Zeitten zu begeen und von einem jedlichen Christen Menschen mit Andacht haimbzesuchen.

Es hat auch der obgenant Bischove Sigmundt in Besondheit mer Gnad und Ablas geben zu andern Ablas und Gnaden, als dan oben an der Tafl nembliche umschriben steth: Einem yedlichen Christen Menschen, der das obgenant Gottshaus mit Andacht haimbsucht oder sein Steur und Hilf darzue thuet, es sey mit Wax, Khertzen, Messlesen, Messhörn oder anderley Guet darzue gibt oder bringt. Von erst an allen heiligen Tagen eines jedlichen Jars und in aller Maas, als oben in der alten Tafel nemblichen verschriben steth 40 Täg tödlicher Sünd und 80 Täg lässlicher Sünd. Auch besonderlich von jedem Stuckh des wirdigen Heiltumbs zwelf Täg tödtlicher und lässlicher Sünd.

Auch hat der obgenant Bischove Sigmundt den Freythof [Friedhof] widerumben von neuen Dingen geweicht und reconciliert an dem obgenanten Unser Lieben Frauen Tage, so sy geborn ist worden. Darumben solle ein jedlicher Christenmensch das obgenant wirdig Gotzhaus mit grosser Andacht gern und willigkhlichen haimbsuchen und sein Steur darzue geben und sein Hilf und Fürderung darzue thun, damit er aller Gnaden und Ablas, auch aller ander gueten Werckh und Gotzdienst, der den hie verpracht wirdet, thaillhafftig werde. Damit er nach disen vergäncklichen Leben besitzen werde das ewige Leben. Amen.